Der “Huckleberry Jam” eröffnet das Gitarren-Album von Brad Paisley und legt sofort die Richtung vor. Wegweisender Gitarren-Country-Rock mit superb gespielten Licks und Soli. Flatpicking, 3-Saiten-Bendings, das Imitieren der Pedal Steel Guitar - Brad Paisley ist ein Meister seines Fachs und die aktuelle CD bietet ihm einen riesengrossen 16stückigen Spielplatz zum Herumtoben. Aber auch die Musiker, die ihn auf Play begleiten, stehen ihm in absolut nichts nach, wie “Turf’s Up” zeigt. Ein Song, der auch in den 50ern seine absolute Daseinsberechtigung hätte haben können, wenn da nicht - ja, wenn da nicht diese transparente herausragende Produktion wäre. Die einzelnen Gitarrenspuren wurden räumlich verteilt, dass der Hörer zunäxt gar nicht weiss, welcher Gitarre er vor Begeisterung folgen soll.
Das erste gesungene Stück ist ein Duett mit Keith Urban, der erst jüngst (Feb 09) bei der Grammy-Verleihung bewiesen hat, dass er ebenfalls weiss, wie er die sechs Saiten bedient. “Start A Band” - ein toller Mainstream-Country- Rocker mit hitverdächtigem Refrain. Herrlich auch, wie sich Paisley und Urban im Solo-Teil duellieren und zu einanderfinden, um dann wieder zweistimmig zu brillieren. Wishbone Ash/Iron Maiden lassen grüssen.
Die melancholisch-instrumentale Ballade “Kim” ist der einzige Beitrag, der er alleine für das Album geschrieben hat. Bei anderen Songs standen ihm Produzent Frank Rogers oder auch die ihn begleitenden Gäste zur Seite. Brad Paisley greift bei diesem überwiegend instrumentalen Werk ganz tief in seine technische Trickkiste. Für Gitarristen ist “Play” sowieso ein Leckerbissen. Bei “Departure” packt der 36jährige dann seinen “Satriani” aus.
Der nächste Song - ein Duett mit der Country-Legende Buck Owens, geht in Richtung Honkytonk. ”Welcome Stranger - come on in” singen die Jungs und sie haben deutlich ihren Spass. Doch etwas stimmt nicht an der Aussage. Denn Buck Owens war zur Zeit der Aufnahmen bereits tot. Brad schnappte sich eine Demo- Aufnahme des 2006 verstorbenen Musikers und veredelte sie zu “Come On In”
Das bluesgrass-jazzige “Kentucky Jelly” ist eines DER Highlights - Fiddles (Geigen) - super gespielt von Justin Williamson und Aubrey Haynie , akustische Gitarren-Soli - rasend schnell gespielt - im Verbund mit elektrischen Gitarren - getragen von einem Drum-Up-Beat - sensationelle Gitarrenarbeit! Ein “Must Have” für jeden angehenden Gitarrengott. In “Playing With Fire” gibt es gar heavy blues-rockige Töne - ob hier der buchstäbliche Baum im Studio gebrannt hat?
Steve Wariner besucht Brad im romantischen “More Than Just This Song” und dann kommt die unvermeidliche Hommage an einen der Großmeister der elektrischen Gitarre. “Les Is More” ist kein Wortspiel mit einem Rechtschreibfehler, sondern eine Widmung an einen gewissen Les Paul in Form eines schönen luftigen jazzigen Swings. Dem Herren Les Paul hat die Welt u. a. die Gibson-Gitarre zu verdanken. (Und - mein lieber Herr Beckmann - zum Mitschreiben - es heisst “Gibson” - und nicht “Dschüppsn”!)
Und nicht genug der Legenden: Im nachfolgenden “Cluster Pluck” trifft sich die High Class- Elite der Saitenschwinger. Alleine die Namen James Burton, Albert Lee sorgen schon für mehrere Ohrgasmen in diesem einzigen Stück. Und was dann abläuft, spottet jeder Beschreibung. Es mit dem Wort Feuerwerk zu beschreiben, käme einer Beleidigung gleich. Es ist wohl eher ein 25-Tonnen-Nitroglyzerin- Sprengsatz, der hier im Studio schmort.
Nach dem Joe-Satriani-Chamäleon “Cliffs Of Rock City” kommt Lucille zu Wort. Lucille heisst die legendäre Liebe von Altmeister B.B.King, der hier im Alter von sage und schreibe 83 Jahren beim Louis Jordan-Cover “Let The Good Times Roll” glänzt und singt/spielt wie ein 20jähriger. “Tell Everbody, that BP and BB in Town!” Phätte Geige und noch phättere verzerrte Gitarrenklänge zum Ende des Songs. Nie war Country-Rock&Roll lebendiger als hier in diesem geilen Stück. 5 Minuten gitarristische Glückseligkeit!
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