Dem wabernden kurzen “Around The World In A Day”- Auftakt folgt der wirkliche Einstieg in seinen “Paisley Park”, die bunte Psycho-Pop-Nummer unternimmt einen Retro-Trip in vergessen geglaubte archaische beatlesque Sergeant Peppers Zeiten. Mit von der Partie bei diesem Song - wie auch schon beim Vorgänger “Purple Rain” - Novi Novoq und Suzi Katayama and Violine und Cello.
Die Ballade “Condition Of The Heart” geht mir zwar auch heute noch ziemlich am Allerwertesten vorbei, aber mit “Rasperry Beret” folgt gleich einer der stärksten Songs der LP. Schöner Ohrwurm - gut mitsingbar - tolle Melodieführung - tolles Arrangenment von Violinen, Drumbeet und Gitarren. Der Song wurde übrigens später im Film “Girl 6” wieder aufgewärmt.
Es folgte einer der Freak-Kompositionen von Prince, wie ich sie (nicht abwertend) meine. “Tamborine” hat er ganz alleine eingespielt und eingesungen und geht ganz stark in die Nähe der Purple-Songs. Mit 2:47 Minuten viel zu kurz, da hätte er noch mehr experimentieren können, was mit Sicherheit geschehen ist im Studio, aber da hatten die Verantwortlichen der Tonträgerfirma wohl den Daumen drauf bei der Endabnahme. Ist aber alles spekulativ - Prince wurde mal darauf angesprochen vom amerikanischen Magazin “Outsider”, wollte aber nichts zum Thema sagen.
“America” ist funky, abgefahren und tendiert in Richtung “Let’s Go Crazy” und entfaltet auch erst in der ultralangen Maxi-Version seine extreme Schönheit. Seltsam, dass der Track hier in Deutschland kaum in Diskotheken lief - war den meisten Bauern-DJs wohl viel zu progressiv. “Pop Life” ist regelrechter Flower Power Mainstream und würde auch heute ganz gut zum 69-Retro-Hype passen (ist gerade jetzt zum Zeitpunkt der Rezension - September 2009 - voll im Trend). Schleppender Beat, mit psychedelischen spacigen - fast eiernden - Soundschleifen. Der Drumsound hat sich hier tief ins Hirn der Zuhörer gegraben und erlebte rund zwei Jahre später seine Blütezeit auf den Sheila E. Produktionen. Frau Escovedo nämlich war es, die hier zum ersten Male auf Prince-Platten in Erscheinung trat.
Die Purple-Rain-Nachwehen gibt es mit “The Ladder” - geht mir aber ähnlich wie beim Track A3 - heute hat man den Vorteil, dass beim CD-Player einfach die Cue Taste zum nexten Stück drücken kann. Aber aus nostalgischen Gründen - und weil ich nun halt mal Prince-Fan der Oberliga bin - höre ich den Song natürlich komplett durch. Vielleicht kann ich ihn ja auch irgendwann mitsingen und bei einer Karaoke- Partie wiedergeben.
Am Ende gibt es den Psycho-Blues “Temptation” mit einem kreischen Prince, mit schwerem Saxofon, schleppenden Rockgitarren und trümmernden Drummachine Beets. Die Saxophone-Tätigkeit wird Eddie M. zugute geschrieben in den credits.
Mit an einem Album-Track (Percussion bei “Around The World In A Day”) gearbeitet hat übrigens Jonathan Melvoin, der Bruder der Gitarristin Wendy Melvoin. Er starb kurz danach während der Tour der Smashing Pumpkins, für die er ebenfalls tätig war, an den Folgen einer Heroin-Überdosis.
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