Zum Film aber genug an anderer Stelle. “Dearly Beloved” - mit diesem Ausspruch startet die Platte “Purple Rain” gleich mit dem wildesten und besten Song (auch wenn er erst in der viel längeren Maxi-Version unschlagbar ist). “Let’s Go Crazy” ein Geniestreich des kleinen Prinzen. Die Musik, die danach kommt, wirkt natürlich heute unter dem Eindruck der filmischen Sequenzen. “Take Me With U”, der tolle Popsong, bei dem Roger die süsse Apollonia auf dem Rücksitz seines “Mofas” hat und die dann auch noch halb entblösst in einen eiskalten See springt, um unserer Prinzenrolle zu imponieren. Na, ja, und der ganzen erstaunten Männerwelt natürlich auch. Hat gut geklappt, zumindest habe ich mir auch ihre erste Solo-Platte gekauft etwas später.
“The Beautiful Ones” ist eine abgefahrene Ballade, mit der Prince der Welt gezeigt hat, dass auch Psycho-Prog-Pop sehr erfolgreich sein kann. Am Ende überschlägt sich seine Stimme, im Film gucken die Kiddies ganz entgeistert und können nun gar nichts mit diesem extrovierten “Deathdoom-Prog-Pop” anfangen.
“Wendy! Is The Water Warm Enough? Shall We Begin?” - so beginnt der geile Groove “Computer Love” - eines der besten Stücke auf der Platte. Gitarristisch zieht der Prince hier so ziemlich alle Register, die er zum damaligen Zeitpunkt drauf hatte und das war wesentlich mehr, als viele Rockgitarristen zu bieten hatten! Ich muss auch immer lachen, wenn die Herren Kritiker Prince und Michael Jackson verglichen haben - der Michael konnte dem Roger musikalisch nicht das berühmte Wasser reichen! Mr. Jackson hat sich ja oft genug um eine Zusammenarbeit bemüht und aus Minneapolis kam aber (logischer Weise) nie eine Reaktion. “Darling NIkki” - ebenso abgefahren wie “Beautiful” mit rasender Leadgitarre und die rührselige Stimmung zertrümmernden Schlagzeugeskapaden. Am Ende zeigt Mr. Nelson, dass er seinen “George Clinton” gelernt hat, in dem er verstörenden Rückwärtsschleifen in den Song einbaut.
Der Klassiker “When Doves Cry” hat mir am Anfang gar nicht gefallen, weil es aber so ziemlich fast jeder Sender im Repertoire hatte, war das Ding nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr aus Hirnrinde und Ohren raus zu bringen. Hab’s mir dann später sogar als Maxi zugelegt, weil in der Disco ständig danach gefragt wurde! In “Baby I’m A Star” sind einige Elemente, die es vorher und später noch oft in Songs des kleinen Prinzen gab. Wer genau aufpasst, hört, dass der “Sex Shooter” von Apollonia 6 den gleichen Groove hat und dass er sich hier an der gleichen Rhythmus-Struktur wie beim 82er “1999” bedient hat.
Das würdige Finale ist der Hit “Purple Rain”, den eigentlich jede Person kennen sollte, die diese Zeilen liest, ist ein klasse Stück mit starken Arrangement und einem Prince in Top-Form, würde es aber - wenn ich meine 100 Lieblingsstücke des Musikers benennen müsste - NICHT in diese Liste schaffen. Verwundert? Witzig und seltsam ist auf jeden Fall, dass es den originalen Filmtrack “Purple Rain” bisher nicht als Download gibt, sondern nur die 4minütige Single-Version.
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FAZIT:
Starkes Album des Minneapoliten, das natürlich durch den begleitenden Film lebt, absolutes Muss für jeden Prince-Fan oder für alle, die sich mit seiner Musik beschäftigen wollen (müssen). Man kann es aber auch gut anhören, ohne den Film zu kennen, denn dieser kommt heute nach 25 Jahren schon etwas antiquiert, wenn auch schön nostalgisch rüber.
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Produced by Prince & The Revolution
Personal: Lisa Coleman (keyboards, voice) Wendy Melvoin (guitar, voice) Bobby Z (percussion) Brown Mark (bass, voice) Matt Fink (keyboards, voice)
Novi Novog (violin & viola) Suzie Katayama (cello)
Art Direction: Prince Design: Laura LiPuma Front cover Photo: Ed Thrasher & Associates/Slenzak On the hair side: Earl Jones Makeup by Jayson Jefferys Rags by Louis & Vaughn, Marie France & Prince
Veröffentlichung: 1984 (Warner Bros. Records)
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